Ganz generell kann man zum Vergleich Serienfahrwerk, Tieferlegungsfedern mit Seriendämpfer, Sportfahrwerk und Gewindefahrwerk folgendes sagen:
- Serienfahrwerk:
Oft ein Kompromiss aus Komfort und Sportlichkeit, aber bei Autos wie dem Mini durchaus vom
Hersteller in Richtung Sportlichkeit und Fahrdynamik optimiert.
Das Wankrollen, also das Wanken der Karosserie beim Kurvenfahren, ist hierbei durchaus ausgeprägt, aber das ist gar nicht schlecht für die Fahrdynamik. Das Wanken gibt dem Fahrer eine gute Rückmeldung und der Grenzbereich ist recht breit und somit harmloser als bei einer sportlicheren Abstimmung.
Den "Platz" zwischen Reifen und Kotflügelkante muss man allerdings in Kauf nehmen...
- Tieferlegungsfedern mit Seriendämpfer:
Auch oftmals ein Kompromiss... Hier, weil die härteren Federn oft nicht zur Abstimmung der Dämpfer passen. Das führt oftmals zu einer unterdämpften Abstimmung, sodass die Karosserie auf unebener Strecke nachschwingt.
Wenn die Dämpfer bereits mehr oder weniger verschlissen sind, dann wird das sogar schlimmer. Und - die Dämpfer verscheissen stärker, weil sie nicht mehr im optimalen Bereich benutzt werden, weil die Kolbenstange durch die kürzeren Federn tiefer ins Dämpfergehäuse eintaucht.
Zudem: Durch das tiefere Eintauchen der Kolbenstange ins Dämpfergehäuse kann es sein, dass die Dämpfer schon in Neutrallage der Karosserie (also im unbelasteten Zustand im Stand !) auf dem Anschlagpuffer aufliegt. Wenn das der Fall ist, dann reicht bereits ein Schlagloch in einer Kurve, um es brenzlig werden zu lassen, weil der Wagen dann auf dem Anschlagpuffer aufliegt.
Wenn der Seriendämpfer genug Federweg bietet, um eine Tieferlegung mit Tieferlegungsfedern zu verkraften, dann mag das noch funktionieren. Es gibt aber Autos, wie den MX-5, da passt das nicht mehr mit dem Restfederweg.
Meine Empfehlung wäre das nicht...
- Sportfahrwerk:
Hierbei kombiniert der Fahrwerks-Hersteller Tieferlegungsfedern mit sportlicheren Dämpfern, sodass die Kennlinien der Tieferlegungsfedern und der sportlichen Dämpfer besser zueinander passen. Die Karosserie schwingt nicht unnatürlich nach.
Soweit, so gut ... Aber....
Es gibt zwei echte Nachteile:
1. Das Problem von oben mit dem tieferen Eintauchen der Kolbenstange ins Dämpfergehäuse und dem Risiko, dass der Wagen auf den Anschlagpuffern aufliegt, gibt es auch hier. Denn die sportlicheren Dämpfer haben ein Dämpfergehäuse, das genauso lang ist, wie bei den Seriendämpfern. Die Einbaulänge ist gleich! Einzig der Rebound, also der Ausfederweg wird bei manchen Dämpfern durch eine kürzere Kolbenstange an die Tieferlegung angepasst. Das hat aber nur beim Ausfedern positive Einflüsse, nicht beim Einfedern! Hintergrund: Die Hersteller umgehen so eine zwingende TÜV Abnahme eines Sportfahrwerks, weil das nötig wird, sobald kürzere Dämpfer verwendet werden.
2. Sollten sich die vier Tieferlegungsfedern ungleichmäßig setzen, dann steht der Wagen schief und die Abstände zwischen Reifen und Kotflügelkante sind unterschiedlich. Dieser Schiefstand kann nicht korrigiert werden. Das geht nur bei einem Gewindefahrwerk.
Beispiele für Sportfahrwerke: Koni Sport oder Bilstein B12. Achtung: Nicht für alle Wagen verwendet Koni Dämpfer mit kürzeren Kolbenstangen.
- Gewindefahrwerk:
Hier sind Dämpfer und Federn gut aufeinander abgestimmt und es werden kürzere Dämpfer verwendet. Weil auch die Kolbenstange kürzer ist (und das Dämpfergehäuse kürzer ist) bleibt der Restfederweg voll erhalten. Den Nachteil der Tieferlegungsfedern oder der Sportfahrwerke mit dem verringerten Restfederweg gibt es hier nicht!
Einen eventuellen Schiefstand der Karosserie durch ungleichmäßiges Setzen der Federn kann man nachträglich gut korrigieren. Dafür ist das Gewinde ja da ... okay fast, denn eigentlich ist es (zumindest im Rennsport) dafür da, das sog. Cross-Weight einzustellen.
Mein persönliches Fazit:
Wenn man eher auf die Optik des Wagens achtet und die Fahrdynamik nicht im Fokus steht, dann passt das schon mit den Tieferlegungsfedern und den Seriendämpfern. Die Fahrdynamik ist dann aber oft schlechter als beim Serien-Fahrwerk.
Wenn man auf ein sportliches und dynamisches Fahrverhalten und auf eine Tieferlegung Wert legt, dann sollte man zum Gewindefahrwerk greifen.
Für ein Sportfahrwerk, wie dem Koni Sport oder dem Bilstein B12, spricht meiner Meinung fast nichts. Nachteile siehe oben und die Preisdifferenz zum Gewindefahrwerk ist nicht sooo groß. Einbau, Fahrwerks-Einstellung und TÜV Eintragung kommen bei beiden vor... die wenigsten fahren ein eintragungsfreies Sportfahrwerk mit Serienfelgen und dann muss man auch bei einem Sportfahrwerk zur TÜV Eintragung...
Just my 2 Cents ... und sorry für den langen Post ... 