MINI SD Probefahrt-Bericht
Ich bin kürzlich den neuen MINI SD (leider als 5-Türer) probegefahren.
Obwohl der SD schon seit Juli angeboten wird, hat mein Händler erst im Oktober einen Vorführwagen bekommen. Es ist übrigens bis heute der einzige (!!!) in ganz Österreich.
Motor:
Anfangs war noch zu vernehmen, dass es ein Diesel ist, aber sobald der Motor warm war (Wo sieht man das in der Anzeige??), hat sich die Soundkulisse angenehm neutralisiert. Er klang zwar nicht so kernig wie ein Benziner, aber eben auch nicht wie ein Diesel. Das hat mir gefallen. Ein MINI-typisches Böllern war leider nicht zu festzustellen, auch nicht mit offenem Fenster.
Von der Leistung her hätte ich mir ehrlich gesagt mehr erwartet. Der S, den ich vor einiger Zeit gefahren bin, kam mir doch etwas kräftiger und schneller vor. Vielleicht liegt das auch an den höheren Drehzahlen oder am Sound. Der SD Motor packt bei niedrigeren Drehzahlen zwar ganz gut zu, aber obenrum lässt er dann (gefühlt) doch etwas nach im Vergleich zum S.
Im Normalfall ist das aber sicher mehr als ausreichend. Ich bin vermutlich - was die Leistung angeht - etwas verwöhnt und vermutlich auch anspruchsvoller als der durchschnittliche MINI Kunde.
Fahrverhalten am Berg:
1x kurz und zügig den Berg hoch war super. Da ist dann aber doch ein bisschen Vorsicht angebracht, denn die kurvenreiche Straße, der nicht optimale Straßenbelag in Kombination mit kräftigen Tritten aufs Gaspedal erfordert einen aufmerksamen Fahrer. Den Antriebseinfluss spürt man in solchen Situationen ein bisschen in der Lenkung und wenn sich die Reifen beim Angasen in den Asphalt krallen, muss man aufpassen, dass die Räder in die richtige Richtung stehen, um nicht versehentlich irgendwo in die Botanik abzubiegen.
Auf der Autobahn waren bei höherem Tempo (160 - 190 km/h) die Betonplatten spürbar, aber diese knackige und sportliche Härte war absolut ok. In allen anderen Fahrsituationen empfand ich den MINI als ziemlich komfortabel.
Schaltung:
Zu meiner großen Freude war das Modell mit einer Automatik ausgestattet. Entgegen der Preisliste aber nur mit der normalen Automatik, obwohl alle S und SD Modelle in Ö. nur mit Sport-Automatik angeboten werden Das war aber nach einer kurzen Eingewöhnung egal, denn auch im manuellen Modus der Automatik (linke Ebene) könnte ich die Gänge nach Belieben wechseln.
Was mir als Automatik-Newbie aufgefallen ist: Die Schaltung bleibt nach dem Beschleunigen im Sport-Modus oft in einer zu hohen Drehzahl hängen, wenn man z.B. bis 100 km/h Vollgas beschleunigt und dann mit diesem Tempo weiterfahren will. Wie soll die Automatik auch wissen, dass ich nach einer Beschleunigung plötzlich in einer gewissen Geschwindigkeit weiterfahren will. Oder passt sich die Schaltung meiner Fahrweise an? Wie dem auch sei: Genau in so einem Fall würde ich über Schaltwippen (oder den manuellen Modus) den für mich richtigen Gang einlegen. Ein individueller Eingriff der Gangwahl durch den Fahrer macht für mich also durchaus Sinn - z.B. auch beim Runterschalten, um die Motorbremse zu nützen.
Mir hat die Automatik und die Beschleunigung ohne Zugkraftunterbrechung supergut gefallen. Trotz des hohen Preises würde ich mich für die Automatik entscheiden.
P.S.: Das geile Schaltgeräusch der Automatik kenne ich nur vom Cooper S und nur von außen. Innen hört sich das ziemlich unspektakulär an. Ob der SD von außen auch so knallt, wenn hochgeschaltet wird, kann ich sagen. Meine GoPro lag leider zu Hause, daher gibt es keine neuen Sound-Files
Interieur:
Da gab es kaum Überraschungen. Die Weiterentwicklung der seitlichen Hebel der Sitzverstellung fiel mir auf, aber ansonsten war mir das Cockpit bekannt. Da ich noch kein MINI-Besitzer bin, gab es dann aber doch ein paar Fragezeichen, was diverse Features und Funktionen betrifft:
Klimaautomatik:
Ich hatte die Temperatur auf 21 Grad eingestellt (Automatik) und bekam plötzlich kalte Füsse. Die Stärke habe ich dann manuell auf Minimum zurückgestellt und den Luftstrom auf die Frontscheibe gerichtet. An meinen kalten Füssen hat sich aber erst nach längerer Zeit etwas geändert. Mit dieser für mich ganz angenehmen Einstellung fuhr ich später auf die Autobahn und plötzlich wurde es mir viel zu warm im Innenraum (bei 160 km/h). Als ob der Motor die ganze Wärme in den Innenraum abgeben würde. Das hat mich dann zum 2. Mal irritiert.
Frage: Kann man die Temperatur der Klima wirklich nur in 1 Grad Schritten ändern?
Zentralinstrument/Navi:
Die Helligkeit war korrekt eingestellt und hat mir genau gepasst. Allerdings wurde der Bildschirm (nur während die Navi lief) zwischendurch immer wieder dunkler, für meinen Geschmack sogar viel zu dunkel. So wie beim iPhone, bevor sich das Display komplett ausschaltet. Das ging mir auf die Nerven, genauso wie die fehlende Navi-Stimme. Die konnte ich danach aber aktivieren, während ich das Problem mit der Helligkeit leider nicht lösen konnte.
HUD:
Die ist toll, zumindest wenn man neben der Geschwindigkeit auch die Navi oder die Radiostationen angezeigt bekommt. Ohne Navi würde ich mir das HUD nicht kaufen. Die Höhe der Anzeige konnte ich auf meine Augenhöhe vertikal einstellen. Was nicht möglich ist, ist die horizontale Änderung der Anzeige. Mir fiel nämlich auf, dass die Anzeige zu weit rechts positioniert war, was darauf schließen lasst, dass ich (leider) nicht ganz gerade sitze. Die Rückenprobleme nach jahrzehntelangem Sitzen in Bürostühlen machen sich eben bemerkbar
... Der äußere Rahmen des HUD am Armaturenbrett gefällt mir nicht so gut.
Blinker:
Kurz antippen bedeutet für mich normalerweise, dass der Blinker 3x blinkt. Das war beim MINI nicht der Fall. Der hat nicht mehr aufgehört zu blinken. Das nochmalige Antippen des Blinkers in Gegenrichtung hat aber dazu geführt, dass der Blinker dann auf der anderen Seite geblinkt hat. WTF! Statt den Fahrer mit solchen "Komfortprogrammierungen" zu unterstützen, hat mich diese Funktion nur genervt und vom Verkehrsgeschehen unnötig abgelenkt.
Harman vs. Standardlautsprecher:
Harman Kardon im Cooper S war supertoll, aber für meinen Geschmack too much. So laut dreh ich im Auto nicht mehr auf, schließlich ist meine jugendliche Sturm-und-Drang-Zeit mittlerweile vorüber
Die Ausstattung mit Standardlautsprechern, die auch einen durchaus guten Sound liefern, würde mir persönlich ausreichen.
Frage: Hat der 5-Türer die gleiche Anzahl an Boxen oder hinten 2 mehr?
Panoramadach vs. Blechdach:
Das Pano-Dach im Cooper S war ebenfalls spitze. Ich kann mir ein Auto ohne Schiebedach gar nicht vorstellen. Der SD hatte aber keines und das Raumgefühl hat sich trotzdem gut angefühlt (er hatte einen hellen Dachhimmel). Claustrophobie hat sich zum Glück keine eingestellt, aber bei aller Sparsamkeit sagt mir die Vernunft: Pano-Dach unbedingt mitbestellen, denn der nächste Sommer kommt bestimmt - und da stirbt man dann wieder, wenn man die tropischen Temperaturen nicht rausbekommt. Vom zusätzlichen Licht mal ganz abgesehen.
Fazit:
Das Herz sagt Cooper S, aber die Vernunft empfiehlt eindeutig den SD*, der garantiert viel Spass und überschaubare Spritkosten bieten wird. Vor allem bei meiner üblichen zügigen, vorausschauenden und materialschonenden Fahrweise, die sich doch erheblich von einer Probefahrt entscheidet. Da will man die Leistungsfähigkeit ausprobieren und beansprucht ein Auto erheblich stärker als man das im Alltag mit dem eigenen je machen würde.
* bei 50.000 km pro Jahr und 2 Liter Differenz zugunsten des SD (bei gleicher Fahrweise) sind das 1.000 Liter Ersparnis p. a. (ca. 1.500 Euro).