Begriffe der Fahrwerksvermessung Teil 2
Spur
Die Gesamtspur einer Kfz-Achse wird aus der Differenz zwischen dem
vorderen und hinteren Abstand der Räder einer Achse ermittelt, gemessen
an den Felgenhörnern.
Bei modernen Achsmeßgeräten wird die Spur nicht mehr in mm, sondern
in Winkelminuten gemessen, dadurch muß der Wert nicht mehr auf den
Felgendurchmesser bezogen werden.
Die Einzelspur bezeichnet den Winkel eines einzelnen Rades - an der
Hinterachse gemessen - in bezug auf die Fahrzeuglängsmittelebene, aber
an der Vorderachse gemessen in bezug auf die geometrische Fahrachse.
Vorspur wird durch ein positives Vorzeichen gekennzeichnet. Ein
geradeaus laufendes Rad hat den geringsten Reifenverschleiß. Bei der
Geradeausfahrt entstehen aber Kräfte, die die Räder wegen der
Elastizität in den Radaufhängungen vorne nach außen drücken.
Deswegen würden sich die Räder an der Innenschulter vorzeitig
abradieren. Um dem entgegenzuwirken, stellt man die Räder bei nicht
angetriebenen Achsen auf Vorspur ein.
Bei angetriebenen Achsen werden die Räder wegen der Antriebskräfte
zusätzlich vorne zusammengedrückt, deshalb werden hier die Räder in der
Regel auf 0-Spur oder sogar Nachspur eingestellt. Die Vorspur
stabilisiert also den Geradeauslauf durch Verspannung der
Reifenaufstandsflächen und verhindert damit ein Flattern und Radieren
der Räder.
Weist ein Fahrzeug an der Hinterachse ungleiche Einzelspurwerte auf,
müssen für die Geradeausfahrt die Vorderräder so eingeschlagen werden,
daß die Winkelhalbierende der Vorderachsgesamtspur parallel zur
Winkelhalbierenden der Hinterachsgesamtspur (= geometrische Fahrachse)
steht. Dadurch fährt das Fahrzeug im "Dackellauf", und das Lenkrad steht
auf einem leichten Lenkeinschlag.
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Spurdifferenzwinkel
Der Spurdifferenzwinkel erfaßt die Winkelstellung des kurveninneren Rades zum kurvenäußeren Rad bei einer Kurvenfahrt. Die Messung erfolgt normgemäß bei einem beidseitigen Lenkeinschlag von 20°, erfaßt über mechanische oder elektronische Drehuntersätze.Die Lenkungsgeometrie ist so konstruiert, daß sich die Winkelstellung der Vorderräder bei zunehmendem Lenkeinschlag ändert. Eine störungsfreie Kurvenfahrt ergibt sich nur, wenn in jeder Lenkradstellung alle vier Radachsen durch den Laufkreismittelpunkt verlaufen. Anderenfalls tritt in engen Kurven ein Radieren und Quietschen der Reifen auf.Der Spurdifferenzwinkel gibt Aufschluß über die Arbeitsweise des Lenktrapezes, bei korrekter Funktion müssen sich gleich große Werte bei Links- und Rechtseinschlag ergeben.
Spurdifferenzwinkel, gemessen ueber 20° Einschlagroutine, zur Beurteilung der Funktion des Lenktrapezes
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Spurweite
Die Spurweite ist das Maß von Reifenmitte zu Reifenmitte. Bei
Zwillingsbereifung wird von Mitte Zwillingsrad zu Mitte Zwillingsrad
gemessen. Sie hat einen maßgeblichen Einfluß auf das Kurvenverhalten
eines Fahrzeuges. Eine große Spurweite ermöglicht eine höhere
Geschwindigkeit in Kurven.
Bei der Einzelradaufhängung, mit Quer- oder Schräglenkern, tritt beim
Ein- und Ausfedern eine Spurweitenänderung auf. Diese erhöht den
Rollwiderstand und den Reifenverschleiß. Bei zu großer
Spurweitenänderung wird das Geradeauslauf-Verhalten des Fahrzeuges
verschlechtert.
Sturz
ist der Neigungswinkel des Rades zur Senkrechten. Die Neigung oben nach außen bedeutet ein positives Vorzeichen, eine Radneigung oben nach innen erhält ein negatives Vorzeichen. Der Sturzwinkel ändert sich mit dem Radeinschlag, deshalb erfolgt die Sturzwinkelmesssung bei, "Fahrt geradeaus," oder bei spezieller Herstellervorschrift bei "Spur 0 ". Negativer Sturz erhöht die Seitenführungskraft des Rades bei Kurvenfahrt. Ein falsch eingestellter Sturz (übermäßiger Wert positiv oder negativ) führt zu einseitigem Reifenverschleiß.Um ein einseitiges Ziehen einer Achse zu vermeiden, sollte zwischen den beiden Rädern dieser Achse kein größerer Sturzunterschied als maximal 30 Winkelminuten vorhanden sein.
Vorderräder haben in der Regel einen leicht negativen Sturz, bei Hinterrädern ist ein deutlich negativer Sturzwinkel üblich.
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