Elektrofahrzeuge haben 2020 einen gewaltigen Aufschwung erlebt. Erstmals ist das vor Jahren gesetzte Ziel der Bundesregierung von einer Millionen Elektrofahrzeugen in greifbarer Nähe. Doch was bedeuten diese Zahlen für das Energiesystem?
12. MÄRZ 2021 CHRISTOPHER HECHT UND JAN FIGGENER VOM LEHRSTUHL FÜR ELEKTROCHEMISCHE ENERGIEWANDLUNG UND SPEICHERSYSTEMTECHNIK DER RWTH AACHEN
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Batterieelektrische und Plug-In Hybridautos wandeln sich von einer Nischentechnologie zum Massenmarkt. Dass sich diese Entwicklung fortsetzen wird, sieht man dabei unter anderem am angekündigten Ende des Verbrennungsmotors bei zahlreichen großen Automobilkonzernen wie Volvo (2030), Ford (2030, in Europa), Jaguar Land Rover (2025), General Motors (2035) oder Audi (2035). Eine zwangsläufige Konsequenz aus dieser Entwicklung sind die immer weiter steigenden Batteriekapazitäten und Ladeleistungen. So sind bei reine Elektroautos heutzutage Reichweiten von typischerweise 300 bis 500 Kilometer verfügbar, was Batteriekapazitäten von etwa 40 bis 100 Kilowattstunden entspricht. Auch DC-Ladeleistungen von 150 Kilowatt und mehr bei Oberklassefahrzeugen erhöhen die Praxistauglichkeit der Fahrzeuge. Aus der Kombination der hohen Batteriekapazitäten und den oftmals langen Standzeiten gerade an AC-Ladepunkten ergibt sich ein gewaltiges Potential, welches bei intelligenter Ansteuerung das deutsche Stromnetz stabilisieren kann. Vor dem Hintergrund eines steigenden Anteils an erneuerbarer, fluktuierender Stromerzeugung ist dies besonders wichtig.
Wie Abbildung 1 zeigt, entspricht allein die Batteriekapazität der 2020er Neuzulassungen insgesamt 9 Gigawattstunden. Damit wurde 2020 eine zusätzliche Speicherkapazität installiert, die etwa 22 Prozent der insgesamt in Deutschland installierten Speicherkapazität von Pumpspeicherkraftwerken entspricht. Bei 172.500 batterieelektrischen und 177.500 Plug-In-Hybridautos entspricht dies ungefähr 26 Kilowattstunden pro Fahrzeug. Die Gesamtkapazität ist ein gewaltiger Wert für die Speicherwelt, da allein die Neuzulassungen damit bereits dem 7,5-fachen der 2019 vorhandenen Speicherkapazität der Heim-, Gewerbe- und Großbatteriespeicher in Deutschland entsprechen. Auch die in 2020 hinzugekommene AC-Ladeleistung der Fahrzeuge entspricht in etwa dem Doppelten der Leistung dieser aller stationären Speicher beziehungsweise der Hälfte der in Deutschland ausgeschriebenen Regelleistung.
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